Sprungbrett in die Zukunft

Bereits zum zweiten Mal heißt es in der Schule am Berlinicke-Platz „Meine berufliche Zukunft“. Drei Projekttage lang geht es um Schulabschlüsse, Berufsbilder und Karrieremöglichkeiten. Ziel der integrierten Sekundarschule (ISS) ist es, auf den Beruf vorzubereiten – von der siebten bis zur zehnten Klasse. Michael Schulz ist einer der Lehrer, der die Jugendlichen dabei begleitet.

MIchael Schulz ist Lehrer an der Berlinicke-Schule in Berlin-Tempelhof © K. Schwahlen 2017

Im Unterricht geht es auch darum, ganz viel Lebenswirklichkeit aufzugreifen und unterrichtlich umzusetzen“, meint der 31-jährige Pädagoge, der seit gut zwei Jahren Deutsch und Geschichte unterrichtet. Dabei lege die Schule viel Wert auf Individualität und wolle an die vorhandenen Talente und Fertigkeiten anknüpfen. Das verlange den Lehrkräften zwar viel ab, aber das Bewusstsein sei gewachsen, mehr auf den einzelnen Schüler zu achten.

Doch Schule ist für Schulz auch ein Ort, um sich auf das gesellschaftliche Zusammenleben vorzubereiten. „Hier kann jeder seine Möglichkeiten in der Gesellschaft austesten und erkennen, was er in einer Gesellschaft machen kann. Und welche Verantwortung er hat.“

Der Lernprozess beginnt früh. Siebtklässler machen beim Girls‘ und Boys‘ Day und beim Talentparcours mit. In Klasse 8 lernen die Schülerinnen und Schüler, was alles zur Bewerbung für das Betriebspraktikum gehört, das in der 9. Klasse stattfindet. Und bis zum Ende der 10. Klasse heißt es dann für einen guten Abschluss zu lernen, die Kontakte zur Jugendberufsagentur zu nutzen und mit dem schulischen Berufs- und Studien-Orientierungs-Team (BSO) zu reden.

An der Berlinicke-Schule in Berlin-Tempelhof bereiten sich die Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse auf den Beruf vor.  Lehrer MichaelSchulz begleitet sie dabei © K. Schwahlen 2017

An den Projekttagen sind auch Unternehmen der Region beteiligt. Sie stellen ihre Betriebe und Branchen vor und proben mit den Abschlussklassen Bewerbungsgespräche. „In Zeiten des Fachkräftemangels möchten gerade größere Unternehmen Auszubildende rekrutieren. Wenn sie die nicht direkt an der Schule finden, wo dann?“ Michael Schulz und seine Kolleg_innen haben natürlich auch Kontakt zu den bezirklichen Netzwerken und schreiben Unternehmen auch direkt an. Die Zusammenarbeit sei gut, meint der Lehrer, doch er wünscht sich eine noch größere Bandbreite: „Tischler, Maskenbildnerei, Visagisten, Modedesign. Das Kreative eben … Ich wünsche mir das deswegen, weil ich glaube, dass in dieser Richtung noch ganz viele Potenziale unerkannt sind.“

Für die zehnten Klassen ist am Berlinicke-Platz bald Schluss. Bei den Projekttagen haben sie noch einmal gezeigt, wie sie sich auf die Zeit danach vorbereitet haben. Viele werden eine Ausbildung beginnen, einige wechseln auf andere Schulen, um dort Abitur zu machen. Die Lehrer bleiben, auch Michael Schulz – mit vielen Ideen, Plänen – und Hoffnungen: „Ich wünsche mir, dass wir unsere Konzepte so umsetzen können, wie wir sie geschrieben haben. Ich wünsche mir noch bessere Rahmenbedingungen, damit wir als Schule und Kollegium unsere Schüler noch besser unterrichten und aufs Berufsleben vorbereiten können. Und ich wünsche mir noch mehr Eigenständigkeit für die Schulen, damit wir langfristiger planen können. Dann kann man als Schule mehr auf die Beine stellen.“

402 Mädchen und Jungen besuchen die 7. bis 10. Klasse der Schule am Berlinicke-Platz. Fast alle kommen aus dem Bezirk, 24 aus Neukölln, 17 aus Friedrichshain-Kreuzberg, drei aus Teltow-Fläming. Fremdsprachen: Englisch, Spanisch, Französisch. Angebote: Schulstation, selbstorganisiertes Lernen; MSA-Intensivkurse, Blockunterricht, Smartboards. Die Schülerinnen und Schüler können in jedem Schuljahr zwischen zahlreichen Arbeitsgruppen wählen.

Schule am Berlinickeplatz, Alt-Tempelhof 53-57, 12103 Berlin

Dieser Artikel erschien zuerst im März 2017 im Tempelhofer Journal