Drei Kugeln auf Rudi Dutschke

Demonstration des SDS anlässlich des Vietnam-Kongresses, 18.02.1968 © Polizeihistorische Sammlung, BerlinPlatz der Luftbrücke, Polizeipräsidium. Im Untergeschoss befindet sich das Polizeihistorische Museum, in dem die Sonderausstellung „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ gezeigt wird. 50 Jahre hat es gedauert, bis die Polizei zum ersten Mal die Ermittlungsdokumente des Attentats zeigt. Es sind nicht viele Exponate in den paar Vitrinen, doch die haben es in sich.

„+r 157 -we 1a – versuchter Mord = “ Im Telegrammstil wird die erste Tickermeldung über den Angriff auf den westdeutschen Studentenführer veröffentlicht. Längst ist der Zettel, unterzeichnet von Kriminaloberkommissar Kittlaus, vergilbt.

Die drei Kugeln, mit denen Dutschke am 11. April 1968 am Kurfürstendamm niedergeschossen wird, wirken so klein und unscheinbar. Und verletzen ihn doch so schwer, dass er elf Jahre später an den Spätfolgen sterben wird.

Ermittlungsakten, fotografiert in der Ausstellung "Drei Kugeln auf Rudi Dutschke", Polizeihistorische Sammlung Berlin © K. Schwahlen 2018Triste Schwarzaufnahmen zeigen das Fahrrad Dutschkes, seine Schuhe, den Tatort mit der Kreidezeichnung auf dem Asphalt. Der diensthabende Polizist hat auf einer Zeichnung feinsäuberlich den Tatort nachgezeichnet und alle Details, vom Lichtmast bis zu Teilen des Lederarmbands, farbig eingetragen.

Akribisch fotografiert und aufgelistet sind auch Waffen und Munition des Attentäters: Josef Bachmann, ein 23-jähriger Anstreicher und Neonazi aus München, der mit Revolver, Gewehr und mehr als 100 Patronen nach Berlin fährt, um das „dreckige Kommunistenschwein“ zu erschießen.

 

Ausriss aus dem Tagesspiegel v. 17.4.1968, fotografiert in der Ausstellung "Drei Kugeln auf Rudi Dutschke", Polizeihistorische Sammlung Berlin © K. Schwahlen 2018Polizeihistorischen Sammlung BerlinNach der Tat kommt es bundesweit tagelang zu Straßenschlachten und Demonstrationen, vor allem gegen den Springer-Verlag. Auch das wird in der Ausstellung dokumentiert.

Die Ausstellung „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ wurde von Dr. Jens Dobler und Arwed Messmer zusammengestellt. Sie ist bis zum 20. Juli 2018 in der Polizeihistorischen Sammlung Berlin, Platz der Luftbrücke 6, zu sehen.

Die Ausstellung ist von montags bis mittwochs von 9 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. Eintritt 2 Euro, Einlass nur mit Ausweis.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Tempelhofer Journal (03/18).